um
1800
Die müde Flur, wann ihre Blumen scheiden,
Gedenkt voll Trost des Frühlings, der ihr kehret;
Der Baum, deß Pracht die Sommergluth verzehret,
Er darf mit neuer Jugend sich umkleiden.
Was, Holde, bringt verlorne Lust uns Beiden?
Wer ist, der dieser Flucht der Stunden wehret?
Ach, wann die Blüth’ uns kalter Hauch versehret,
Muß sie nicht bald den ew’gen Tod erleiden?
Laß voller denn der Freude Born erquillen,
Entnimm den innern Zaubern allen Schleier,
Daß trunkner Liebe Glanz uns licht umfluthe!
Und so, besiegend der Vernichtung Willen,
In kurzer Stunden Frist mit Göttermuthe
Laß uns begeh’n endloser Wonnen Feier!
um
1800 (Der
Ritter und seine Herrin)
Er:
Es ist vollbracht. Das Schwerste ist erreicht.
Es mußten diese Hallen mich empfangen.
O süße Herrin, wollt nicht dem erbangen,
Der knieend euch dieß treue Schwert schon reicht!
Sie:
Ihr habt der Wange Rosen mir gebleicht.
Kommt ihr so spät durch den Palast gegangen?
Verlöscht schon ist der Lampen nächtlich Prangen;
Und fandet ihr zu dem Gemach so leicht?
Er:
Der Liebe Stern, er gab so klares Sehen.
Sie:
Der leuchte, sagt man, oft zu Nacht und Tod.
Er:
Nicht zittert, wer ihm folgt, den Todeswehen
Sie:
Doch weiß ich, kündet er auch Morgenroth.
Er:
So laßt denn, Schönste, gleich an mir ergehen
Das strengste oder süßeste Gebot!
um
1800
Dein Wort ist süß, dein Lächeln zart und milde.
Du weißt so hold in’s tiefste Herz zu schauen,
Daß es dir folgt mit liebendem Vertrauen,
Ob dunkel auch der Pfad, ob rauh und wilde.
Wie bangt’ ich unter deinem heil’gen Schilde
Der Erde Stürmen und der Hölle Grauen!
Du gibst ja Sieg, holdseligste der Frauen,
Und so nicht schaudr’ ich vor dem Schlangenbilde.
Der Reue Thränen, die ich büßend weine,
Laß sie zum reinen Bad der Seele werden,
Deß Fluthen schuldlos licht sie sich entschwinge.
Und so denn mag dieß Kleid aus dunkler Erden
Sie gern verlassen, daß im Glorienscheine
Die ew’ge Friedenspalme sie umschlinge!